Der ÖPNV als Förderer von Wirtschaft, Beschäftigung und Lebensqualität
Der ÖPNV hat nicht nur positive Auswirkungen auf das Mobilitätsverhalten der Bevölkerung, sondern beeinflusst als Standortfaktor auch nachhaltig die wirtschaftliche Entwicklung von Städten und Regionen. Um erfolgreich wirtschaften zu können, wird insbesondere in Agglomerationen eine optimale Verkehrsanbindung von ansässigen Unternehmen als wichtige Voraussetzung gesehen. Dieser externe Nutzen für Wirtschaft und Beschäftigung ist nur mittelbar feststellbar, jedoch kann man sagen, dass eine Million Euro an Investitionen in die Infrastruktur des ÖV auf der lokalen Ebene schon bis zu 2,5 Millionen Euro zusätzliches Bruttoinlandsprodukt erzeugen und rund 30 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze schaffen. Auch auf der lokalen Ebene betrachten immer mehr Unternehmen in Ballungsräumen den ÖPNV als einen wichtigen Standortfaktor. So wird gleich nach der Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte, aber noch vor Lohnniveau oder Steuerbelastung die Verkehrsanbindung als zweitwichtigstes Kriterium bei der Standortwahl gesehen. Zwar ist den Unternehmen ein gut ausgebautes örtliches Straßennetz am wichtigsten, aber die Bedienung im ÖPNV wird nahezu auf gleicher Ebene wie die Nähe zur Autobahn bewertet. Diese Erkenntnisse belegen auch Umfragen unter Führungskräften führender deutscher Wirtschaftsunternehmen.
Ausschöpfung des Arbeitskräftepotenzials
Laut einer Untersuchung der IHK Region Stuttgart ist für bis zu 65% der Stuttgarter Unternehmen die Anbindung an den ÖPNV überdurchschnittlich bedeutsam. Hierzu trägt auch die SSB mit 188 Millionen Fahrten im Jahr auf dem 880 km langen Bus- und Stadtbahnstreckennetz bei. Dies ermöglicht den Unternehmen eine bessere Ausschöpfung des Arbeitskräftepotenzials. Die tägliche Fahrtenzahl von 500.000 in den SSB-Verkehrsmitteln trägt mit dazu bei, dass ein geringerer Parkraumbedarf bei den örtlichen Unternehmen existiert und dadurch die Flächen produktiver genutzt werden können. Zudem kann der Wirtschaftsverkehr das lokale Straßennetz effektiver nutzen. Eine stressfreie zuverlässige Dienstleistungsqualität sorgt dafür, dass sowohl Pendler als auch Besucher zufriedener ihr Ziel erreichen. Der Ausbau der Stadtbahnlinie U6 zum Fasanenhof und der Stadtbahnlinie U12 nach Dürrlewang und zum Hallschlag bilden wichtige Maßnahmen, welche zur Förderung von Randgebieten Stuttgarts beitragen. Man geht beispielsweise im Fasanenhof durch den Ausbau der Stadtbahnlinie U6 von einer nachhaltigen Aufwertung dieses Gebiets aus, zumal auch die EnBW ihre Stuttgarter Zentrale dorthin verlegt. Die Stadtbahn ist somit ein Faktor, der zur Attraktivitätssteigerung des Industriegebiets für Unternehmensansiedlungen im Fasanenhof beiträgt.
Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit der Stadt
Im übrigen wird durch ein gut organisiertes und zuverlässiges Nahverkehrsangebot der Druck auf das lokale Lohnniveau durch günstige Pendlerfahrkarten etwas abgemildert. Die Aufwendungen der Unternehmen für Kilometergeld und andere Fahrgeldzuschüsse werden reduziert. In diesem Kontext sind spezielle Angebote wie das Firmenticket im VVS zu nennen. Wenn man die 360.000 Arbeitsplätze in Stuttgart in Betracht zieht, ist es nicht abwegig, dass durch solche speziellen tariflichen Angebote weitere Fahrgäste gewonnen werden können.
Die SSB hat aber auch in ihrer Eigenschaft als Auftraggeber für Bauprojekte und als Abnehmer für Zuliefererleistungen eine regionalwirtschaftliche Bedeutung. Dies wird dadurch deutlich, dass die SSB von 2000 bis 2006 im Durchschnitt über 50 % ihrer Zuliefererleistungen aus dem erweiterten Einzugsbereich Stuttgarts (ca. 80 km Umkreis) bezogen hat. Dadurch werden regionale Unternehmen gefördert und nachhaltig wirtschaftliche Vorteile für beide Seiten wie etwa kurze Lieferzeiten erzielt. Beispielsweise werden die Ersatzteile für die Instandhaltung der Busse zum größten Teil von regionalen Lieferanten bezogen.
Wichtige Beiträge zur Wettbewerbsfähigkeit von Stadt und Region werden von der SSB auch im Bereich des Einzelhandels und der Dienstleistungen erbracht. Das enge SSB-Netz fördert mittels einer hohen Dienstleistungsqualität den Konsum in den innerstädtischen Einkaufsarealen im Bereich der Königstraße und damit die städtische Entwicklung im Zentrum Stuttgarts. Da viele öffentliche Dienstleistungen (Hochschulen, Krankenhäuser, öffentliche Verwaltungen, etc.) nur schwierig kostendeckend betrieben werden können, wurden diese baulich zusammengelegt und zentralisiert. Dadurch sind diese Dienstleistungen für die Bevölkerung nicht so einfach zugänglich. Der ÖPNV schafft hier nachhaltig einen Ausgleich, so dass alle Bürger Zugang zu diesen Institutionen bekommen. Beispielsweise sind das Bürgerhospital oder das Karl-Olga-Krankenhaus über eigene Stadtbahnhaltestellen unmittelbar erreichbar.
Ein nicht zu unterschätzender Faktor stellt auch die Bedeutung des ÖPNV für den Wert der Grundstücke im Stadtgebiet dar. Neuere Studien können nachweisen, dass der Wert von Immobilien und Mietpreisen in der Nähe von Stadtbahnlinien tendenziell über demjenigen in vergleichbaren Stadtgebieten liegt. Abhängig von der Örtlichkeit können diese Werte um bis zu 20 % höher ausfallen. Dies gilt insbesondere auch für Stadtteilzentren oder regionale Zentren. So verzeichnete die Stadt Remseck kurz vor und nach der Inbetriebnahme der verlängerten U14 im Jahr 1999 einen Anstieg der Nachfrage nach Baugebieten in den stadtbahnnahen Ortsteilen Aldingen, Neckarrems und Neckargröningen. Dementsprechend gab ein Großteil der Kaufinteressenten an, dass die lokalen Stadtbahnanschlüsse ein ernstzunehmendes Kaufkriterium darstellen.
Straßenbahnmuseum
2009 wurde die Straßenbahnwelt (heute: Straßenbahnmuseum) im denkmalgeschützten ehemaligen Betriebshof in Bad Cannstatt eingeweiht. Hierzu wurde die untere Halle vollständig saniert, in der die vom ehemaligen Zuffenhausener Museum überführten historischen Straßenbahnen ausgestellt sind. Die Straßenbahnwelt konnte inklusive historischem Fahrbetrieb mit guten Besucherzahlen ihren Erwartungen gerecht werden. Betreiber des Museums ist die SSB mit Unterstützung des Vereins Stuttgarter Historische Straßenbahnen. Grundlage der Zusammenarbeit ist eine gemeinsame Kooperationsvereinbarung. Parallel dazu starteten die Sanierungsarbeiten an der oberen Halle, die auch eine Beseitigung von Kontaminationen des Untergrundes beinhalteten.
Hochbau
Um alle Flächen und Gebäude unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit optimal bereitzustellen, zu nutzen und zu verwerten, verfolgt die Stuttgarter Straßenbahnen AG ein proaktives Management der betrieblichen und vermieteten Unternehmensimmobilien über den gesamten Lebenszyklus. Das ehemalige Straßenbahndepot in der Landhausstraße 188/1 hat die Stuttgarter Straßenbahnen AG bis Januar 2019 umgebaut und an die Landeshauptstadt Stuttgart vermietet. Dort haben eine Kindertagesstätte mit Familienzentrum, eine Filiale der städtischen Jugendmusikschule und das Jugendhaus Stuttgart Ost eine Heimat gefunden. Die Bestandskindertagesstätte in der Landhausstraße 188 wird voraussichtlich im Jahr 2020 revitalisiert. Zurzeit erstellen wir die Planungen für eine Zahnradbahnwerkstatt, die sich am Marienplatz in Stuttgart befindet. Die voraussichtliche Fertigstellung des Gebäudes wird im Jahr 2021 erfolgen. Aufgrund der Erweiterung der Stadtbahnflotte werden derzeit Ideen für einen vierten Stadtbahnbetriebshof weiterentwickelt.