In seiner Sitzung vom 5. Juli 2022 setzte der Aufsichtsrat der SSB zwei Schwerpunkte: Im Fokus standen der Jahresabschluss 2021 und die Vorhaben zum ÖPNV-Ausbau.
Der SSB-Vorstand legte für das Geschäftsjahr 2021 einen Abschluss mit rund -25 Millionen Euro vor, dem der Aufsichtsrat zustimmte. Die SSB informiert darüber ausführlich in einer gesonderten Mitteilung.
Der Aufsichtsrat der SSB beschäftigte sich aus Anlass von vier in der Sitzung behandelten Ausbauthemen mit den sich wandelnden Rahmenbedingungen für die Planung, Finanzierung und Umsetzung von Infrastrukturvorhaben der SSB und bestätigte, im Verkehrsverbund Stuttgart aus Sicht der SSB eine allgemeine Tarifanpassung um 4,9 Prozent anzustreben. Der Aufsichtsratsvorsitzende der SSB Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper sagte: „In einer Situation deutlich steigender Energie- und Kraftstoffpreise und um Angebotsverbesserungen wie etwa die Verlängerung der U6 zu Flughafen und Messe realisieren zu können, bleibt den VVS-Verbundpartnern leider nichts anderes übrig, als eine Tariferhöhung vorzunehmen. Die von der SSB vorgeschlagene Tariferhöhung liegt sogar etwas unter den Kostensteigerungen für die Verkehrsunternehmen im VVS. Im Übrigen sind junge Leute bis 27 durch die geplante Einführung des landesweiten Jugendtickets ab 1. März 2023 von der Tariferhöhung nicht betroffen.“ Nopper kritisierte die Rollenverteilung zwischen Bund und Land einerseits sowie den Verkehrsunternehmen und Kommunen andererseits: „Bund und Land sind mit dem 9-Euro-Ticket für die frohen Botschaften zuständig und die Verkehrsunternehmen und Kommunen mit Tariferhöhungen für die harten Realitäten. Es wäre sinnvoller, wenn Bund und Land den ÖPNV dauerhaft stärker fördern würden, statt mit einem dreimonatigen 9-Euro-Strohfeuer.“
2025 soll die U25 zwischen Killesberg und Plieningen laut Nahverkehrsplan ihren Betrieb im 20-Minuten-Takt aufnehmen. Die dafür notwendige Übereckverbindung am Bahnhof Möhringen steht bis dahin jedoch noch nicht zur Verfügung. Daher wird die U25 ihren Betrieb 2025 zunächst zwischen Killesberg und Möhringen aufnehmen. Gemeinsam mit der Linie U5, die weiterhin zwischen Killesberg und Leinfelden im 20-Minuten-Takt fährt, besteht ab 2025 mit der U5/U25 in der Hauptverkehrszeit alle 10 Minuten eine Verbindung zwischen Killesberg und Möhringen. Die SSB strebt eine schnellstmögliche Umsetzung der Übereckverbindung Möhringen und Inbetriebnahme der U25 zwischen Killesberg und Plieningen an. An den Planungen wird aktuell gearbeitet, und die notwendige standardisierte Untersuchung zur Nutzen-Kosten-Analyse ist beauftragt. Der Zeitraum bis zur Fertigstellung wird vor allem durch den Planfeststellungsprozess geprägt, der wiederum durch die Erörterung von Themen wie Artenschutz oder Lärm beeinflusst sein kann. Auf den dafür notwendigen Zeitraum hat die SSB keinen Einfluss.
Für die Verlängerung der U5 in Leinfelden zum Neuen Markt liegt der Planfeststellungsprozess vor. Vorbereitende Maßnahmen für den Bau werden bereits ausgeführt, der Baubeginn kann stattfinden.
Vorarbeiten für die Verlängerung der S-Bahn S2 nach Neuhausen und Bernhausen laufen ebenfalls. Die erwartete Planfeststellungsbeschluss liegt seit wenigen Tagen ebenfalls vor. Mit dem Bau kann begonnen werden, sobald der erforderliche Zuschussbescheid vorliegt.
Fertiggestellt ist die Übereckverbindung Pflugmühle. Sie ist die Voraussetzung dafür, den bisherigen Stadtbahnausbau auf den Fildern mit einer geplanten Linie U17 zu ergänzen. Der Aufsichtsrat hat unterschiedliche Betriebskonzepte der U17 und ihre finanziellen, personellen und infrastrukturellen Voraussetzungen erörtert. Vorbehaltlich der Finanzierung und Beauftragung durch die Stadt als Aufgabenträger für die SSB ist eine grundsätzliche Inbetriebnahme der U17 ab Dezember 2023 aus Sicht der SSB möglich.
Ebenso stellten die SSB-Vorstände dem Aufsichtsrat unterschiedliche Modelle mit jeweiligen Kostenschätzungen vor, um das Angebot auf der U8 weiterzuentwickeln.
Auf der Liste für den Ausbau stehen derzeit noch drei weitere Projekte: die Verlängerung von Bahnsteigen an der U1 für 80-Meter-Betrieb, der Bau eines neuen Stadtbahnbetriebshofes in Weilimdorf, der die Voraussetzung dafür ist, dass das Leistungsangebot der Stadtbahn weiter ausgebaut werden kann, und die Verlängerung der U13 nach Hausen und Ditzingen sowie die Verlängerung der U19 zum Mercedes-Werk und zum Mercedes-Museum.
Der Aufsichtsrat hat grünes Licht für die Bestellung von 40 Stadtbahnfahrzeugen der Serie DT 8.16 gegeben. Die SSB steht kurz vor dem Abschluss des laufenden Ausschreibungsverfahrens und damit kurz vor der Vergabe. Zusätzlich soll die SSB bei der Bestellung der 40 neuen Fahrzeuge weitere 30 DT 8.16-Stadtbahnwagen als Option festlegen. Die erste Stadtbahn der Serie DT 8.16 wird frühestens 2025 für die Stuttgarter unterwegs sein. Die Lieferung der derzeit bei Stadler gefertigten 20 DT 8.15-Stadtbahnen wird 2023 abgeschlossen sein.
Zur Finanzierung des SSB-Eigenanteils der umfangreichen Ausbauthemen hat der SSB-Aufsichtsrat den Vorstand ermächtigt, Darlehen in Höhe von 550 Millionen Euro aufzunehmen.
Der Vorstand der SSB informierte über den im Dezember vorgesehenen Start eines für zwei Jahre als Pilot geplanten Ortsbusverkehres der SSB in Stammheim. Linienführung und Betriebszeiten werden gerade geplant, der Verkehr wird von der SSB direkt durchgeführt.
Der Aufsichtsrat bestätigte, im Verkehrsverbund Stuttgart aus Sicht der SSB eine allgemeine Tarifanpassung um 4,9 Prozent anzustreben. Die endgültige Entscheidung erfolgt in der VVS-Gesellschafterversammlung am 13. Juli 2022. Die Vorstände der SSB begründen diese Anpassung mit einem gestiegenen und weiter steigenden ÖPNV-Finanzierungbedarf. Dennoch liegt die Anpassung unter der durchschnittlichen Kostensteigerung des Verbundverkehrs, vor allem aber deutlich unter der allgemeinen Inflationsrate, und wird daher mehrheitlich als moderat angesehen. Die Kosten für den Autoverkehr sind im Vergleich wesentlich stärker gestiegen.
Junge Fahrgäste, die um die 40 Prozent des ÖPNV-Kundenstamms ausmachen, werden von der Anhebung aller Voraussicht nach nicht betroffen sein: Ab März 2023 ist ein landesweit gültiges Jugendticket für Fahrgäste bis 27 geplant, das vom Land Baden-Württemberg und den kommunalen Aufgabenträgern finanziert wird.
Die abgebrannte Bus-Abstellanlage in Gaisburg wird in zeitgemäßer Form wiederaufgebaut werden. Dem hat der Aufsichtsrat zugestimmt. Mit diesem Beschluss kann eine konkretere Planung beginnen. Während der Bauzeit müssen erneut Teile der SSB-Busflotte außerhalb des Geländes abgestellt werden.
Im Vorfeld des Realisierungswettbewerbes zur Bebauung des Ostendareals der SSB hat am 3. Juni eine Bürgerbeteiligung stattgefunden. Die dort gesammelten Vorstellungen, Hinweise und Wünsche werden in die Wettbewerbsausschreibung Eingang finden.
Der Aufsichtsrat hat im Übrigen bestätigt, dass die SSB der Landeshauptstadt Stuttgart das rund 1.992 Quadratmeter große, an die Feuerwehrwache SIMOS angrenzende Grundstück Mercedesstraße 31 verkauft.