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Der erste vollelektrische Gelenkbus fährt durch Stuttgart

Die SSB nimmt den bundesweit ersten vollelektrischen Gelenkbus von Volvo in Betrieb. Er kommt auf der Schnellbuslinie X1 in Einsatz.

Das Besondere an dem Bus – es handelt sich um einen Volvo 7900 EA - ist nicht nur, dass er rein elektrisch betrieben ist, sondern dass es sich gleichzeitig um einen Gelenkbus handelt. Der Volvo 7900 EA kann somit bis zu 150 Fahrgäste gleichzeitig befördern. Der Einsatz des emissionsfrei fahrenden Busses ist Teil des Erprobungskonzepts der SSB auf der Schnellbuslinie X1. Zwei Volvo-Busse 7900 EA sind seit August 2020 in Gaisburg auf dem dortigen Betriebshof und wurden bereits vereinzelt zu Testfahrten auf der X1 eingesetzt.

Am 15. Oktober 2018 ging der erste Stuttgarter Schnellbus X1 an den Start. Für die Fahrten auf der X1 hat die SSB schon damals ihre Flotte um zehn spezielle Busse erweitert, fünf Hybrid-Gelenkbusse und fünf Kompakthybridbusse. Die SSB nutzt auf der X1 gezielt die Möglichkeit, innovative Antriebskonzepte in Zusammenarbeit mit den Herstellern zu erproben. Ziel dieser Erprobungen ist, zu emissionsfreien Fahrzeugen zu kommen, die eine ähnliche Reichweite und Verfügbarkeit wie herkömmliche Dieselbusse bieten. Zur Inbetriebnahme des neuen Busses sagte Stuttgarts Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender der SSB, Fritz Kuhn: „Es freut mich, dass nicht nur der städtische Fuhrpark, sondern auch die Fahrzeuge der SSB zunehmend auf alternative Antriebe setzen. Vor knapp einer Woche haben wir die ersten vollelektrischen Einsatzfahrzeuge für die Feuerwehr vorgestellt, heute folgt der emissionsfrei fahrende Volvo-Gelenkbus auf der X1-Linie. Es ist gut, wenn sich Nahverkehrsbetriebe emissionsarmen und fortschrittlichen Technologien öffnen. Dadurch wird die Schadstoffbelastung verringert, die Luft in Stuttgart wird besser. Die SSB als städtische Tochter geht hier vorbildlich voran. Elektrische Busse ohne Gelenk gibt es viele, wir brauchen in Stuttgart aber große Gelenkbusse aufgrund des hohen Fahrgastaufkommens. Und bei den elektrischen Gelenkbussen sind wir jetzt die ersten.“

Thomas Moser, Technischer Vorstand der SSB, gab zu bedenken, dass die Technologie auch zu den Randbedingungen in Stuttgart passen müsse. „Die topographischen und klimatischen Verhältnisse wirken sich hier ungünstig auf die Reichweite aus. Sie sind eine besondere Herausforderung. Gleichzeitig setzen wir überwiegend Gelenkbusse ein, die noch mal besondere Anforderungen haben“, gab er zu bedenken.

Der Elektrogelenkbus von Volvo verfügt über eine vollelektrische Antriebsstrang-Konfiguration und ein optimiertes Getriebe, was hohe Leistung und stabiles Fahrverhalten für einen sicheren Betrieb auch bei höchsten Anforderungen und unter härtesten Bedingungen verspricht.

Die SSB hat sich lange für einen vollelektrischen Gelenkbus starkgemacht. Schon im Jahr 2016 war eine Delegation unter dem damaligen Vorstand Wolfgang Arnold nach Göteborg gereist, um dem Ziel näher zu kommen. Volvo nahm die Anregungen und Erfahrungen aus dem Betrieb dankbar auf und konnte Ende 2019 auf der Busworld Europe in Brüssel den 7900 EA erstmals der Öffentlichkeit vorstellen. „Es ist ein echter Erfolg für den ÖPNV in Stuttgart, dass wir heute die emissionsfreien Gelenkbusse in Betrieb nehmen können, deren Notwendigkeit wir vor vier Jahren in Göteburg adressiert haben. Die Zusammenarbeitet hat gefruchtet“, konnte Markus Wiedemann, Unternehmensbereichsleiter Kraftfahrzeuge bei der SSB, stolz verkünden.

Schon zum Jahreswechsel hat die SSB auf dem Betriebshof in Gaisburg zwei Ladestationen mit jeweils zwei Ladesäulen errichten lassen. Sie ermöglichen sequentielles Laden. Das bedeutet, dass an eine Ladesäule zwar gleichzeitig zwei Busse mittels Combo 2-Steckern gehängt werden können, aber erst wenn die eine Batterie voll ist, automatisch der zweite Bus geladen wird.

Der neue Elektro-Gelenkbus Volvo 7900 EA besitzt einen Doppelmotor mit einer Leistung von 540 PS (397 kW). Thomas Hartmann, Geschäftsführer von Volvo Busse Deutschland, versprach: „Der 7900 EA kombiniert hohe Fahrgastkapazität mit niedrigen Betriebskosten“ und ergänzte: „Das Neue muss echte Innovation sein und damit auf Dauer einfacher, billiger und sicherer zu betreiben sein, ansonsten bleibt es nur eine gute Idee.“

Der Volvo 7900 EA verfügt über das elektronische Bremssystem EBS mit Berganfahrhilfe, ABS und abschaltbarem ASR. Er besitzt einen I-SAM-Doppelmotor mit 397 kW (540 PS), der im Heck nach links versetzt angeordnet und als Retarder geschaltet ist.

Auf 18,5 Metern Länge bietet der dreiachsige Volvo 7900 EA ausreichend Platz für die komfortable Beförderung von bis zu 150 Fahrgästen. Drei zweiflügelige Innenschwenktüren mit je 1350 mm Breite, elektrischem Türantrieb und Anfahrsperre sorgen für einen raschen und reibungslosen Fahrgastfluss beim Ein- und Aussteigen an der Haltestelle. Dank Kneeling-Funktion lässt sich die komplette rechte Seite bei geschlossenen und geöffneten Türen absenken. An der mittleren Einstiegstür erleichtert eine ausklappbare Rampe den Einstieg für Rollstuhlfahrer, Senioren oder Eltern mit Kinderwagen. Zwei Stehperrons im Bereich der mittleren und hinteren Einstiegstür bieten ausreichend Stellfläche. Separate Klimazonen für Fahrer und Fahrgäste sorgen im Innenraum für optimales Klima und maximale Energieeffizienz. Ein offenes WLAN-Netz und USB-Anschlüsse zum Aufladen von Mobiltelefonen und Tablets sind im Bus vorhanden.

Charakteristisch ist das leise und komfortable Fahrerlebnis im Volvo 7900 EA auch im Innenraum. Der Fahrer profitiert von einem geräuscharmen Arbeitsplatz, durch den der Stress gemindert und der Arbeitskomfort erhöht wird. Darüber hinaus reduziert der geräuscharme Elektroantrieb die Lärmbelastung der Anwohner entlang des Streckenverlaufs der Buslinie.

Das Energiespeichersystem besteht aus einer Lithium-Ionen-Batterie mit automatischer Batterietemperaturregelung. Der Bus hält die Batterien auf Betriebstemperatur und sorgt dafür, dass das Fahrzeug bei Bedarf direkt und ohne Aufwärmphase gestartet werden kann. Die 24-V-Batterien werden aus der 600-V-Batterie geladen, und die Vorwärmung des Innenraums kann über eine Zeitschaltuhr erfolgen.