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Investition in die Zukunft: Ausbau und Grunderneuerung SSB-Wirtschaftsplan 2020 sieht minus 46,6 Millionen Euro vor

Die SSB wird in den kommenden Jahren den Stuttgarter Nahverkehr ausbauen und gleichzeitig ihr bestehendes Stadtbahnsystem grunderneuern. Diese beiden wichtigen Investitionen in die zukünftige Mobilität der Menschen in Stuttgart und in der Region leistet die SSB parallel zu ihrem alltäglichen Angebot, das auch weiterhin die gewohnte Qualität bieten wird. Vor allem aus diesem Grund wird der Finanzbedarf der SSB 2020 und in den sich anschließenden Jahren steigen. In ihrem Wirtschaftsplan 2020 sehen die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) einen Ausgleichsbedarf von 46,6 Millionen Euro vor. „Grunderneuerung ist ebenso Teil der Mobilität von morgen wie die Weiterentwicklung. Wir können den Nahverkehr in Stuttgart nur mit einem intakten und leistungsfähigen SSB-Netz ausbauen“, betont der Aufsichtsratsvorsitzende der SSB, Oberbürgermeister Fritz Kuhn. Dreißig bis vierzig Jahre sind sowohl für Schieneninfrastruktur als auch für Schienenfahrzeuge ein kritisches Alter. Um ihr Netz weiterhin dauerhaft sicher und reibungslos betreiben zu können, muss die SSB jetzt stärker als zuvor mit dem Substanzerhalt ihrer Infrastruktur beginnen und ihre Stadtbahnflotte konsolidieren. „Unsere Fahrgäste brauchen auch morgen verlässlichen, finanzierbaren und komfortablen Nahverkehr, und darum müssen wir jetzt die Grunderneuerung angehen“, erklärt der Vorstandssprecher und Technische Vorstand Thomas Moser.

 

SSB-Wirtschaftsplan 2020

Der neue Kaufmännische Vorstand der SSB, Mario Laube, stellt den vom Aufsichtsrat der SSB verabschiedeten Wirtschaftsplan an seinem ersten Arbeitstag in Stuttgart vor. 2020 plant die SSB Investitionen in Höhe von 122,7 Millionen Euro. Material- und Fremdleistungsaufwand sehen 2020 117,8 Millionen Euro vor. An Abschreibungen sind rund 34,5 Millionen Euro geplant.

Die mittelfristige Finanzplanung der SSB sieht einen weiteren Anstieg des Ausgleichsbedarfes auf rund 60 Millionen Euro im Jahr 2023 vor. Durch die verstärkte Grunderneuerung steigen Material- und Fremdleistungsaufwand im Mittelfristplan 2023 auf 123,9 Millionen Euro, die Personalkosten werden 2023 mit 225,8 Millionen Euro geplant. Bis 2023 sieht die mittelfristige Finanzplanung der SSB Investitionen von rund einer halben Milliarde Euro vor. 281,3 Millionen Euro davon muss die SSB selber finanzieren. Dazu benötigt sie zusätzliche externe Darlehen in Höhe von etwa 250,9 Millionen Euro. „Für die betriebliche Leistung, die sie Tag um Tag vollbringt, hat die SSB keinen nennenswerten zusätzlichen Finanzbedarf. Aber sie investiert in den nächsten Jahren in die Zukunft des Stuttgarter Nahverkehrs und damit in die Stuttgarter Lebensqualität“, fasst der Kaufmännische Vorstand der SSB Mario Laube zusammen. Das Defizit der Stuttgarter Straßenbahnen AG wird bislang über die Stuttgarter Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (SVV) ausgeglichen.

 

Die Personalkosten der SSB wachsen mit den Aufgaben: 2019 wird die SSB 204 Millionen Euro für ihr Personal aufwenden, 2020 werden es 212 Millionen Euro sein. Der Anstieg beinhaltet Personalzuwächse und die Finanzierung der 2019 verabschiedeten Rahmenbetriebsvereinbarung zu Dienstplanung und Wegezeiten. Darüber hinaus sind bis 2023 jährlich durchschnittlich 4,4 Millionen Euro für die Tarifabschlüsse des öffentlichen Dienstes vorgesehen „Sowohl für Grunderneuerung und Ausbau als auch für den Einbau der Wegezeiten in die Dienstpläne brauchen wir bei der SSB mehr Mitarbeiter, was in Kombination mit der letzten Tariferhöhung zu einem merkbaren Anstieg der Personalkosten führt“, erläutert die Arbeitsdirektorin der SSB Dr. Sabine Groner-Weber. Vor allem in den Werkstätten und im Fahrdienst wird der Bedarf an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den kommenden Jahren steigen. „Aus den 3121 Beschäftigten, die wir zum Jahresende 2019 haben werden, sollen ein Jahr später 3189 Menschen geworden sein“, so Groner-Weber. Die SSB wirbt seit 2018 unter anderem mit einer Imagekampagne um neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie verzeichnet aktuell leicht ansteigende Bewerberzahlen.

Drei Herausforderungen gleichzeitig: Kerngeschäft, Grunderneuerung, Ausbau

Die SSB muss in den nächsten Jahren drei Herausforderungen parallel bewältigen: Kerngeschäft, Grunderneuerung, Ausbau.

Sie will den Stuttgartern ihren Nahverkehr täglich in der gewohnten Qualität mit hohen Standards in Sicherheit, Verlässlichkeit und Komfort gewährleisten. Zu dieser Aufgabe gehört beispielsweise auch die Instandhaltung und Pflege von Fahrzeugen und Infrastruktur.

Ab Mitte der 80er Jahre hat die SSB das seit der Nachkriegszeit wieder aufgebaute Straßenbahnnetz nach und nach in ein Stadtbahnnetz ausgebaut. 1985 hat sie die erste Stadtbahnlinie U3 nach Plieningen eröffnet. Das Stadtbahnsystem der SSB erreicht jetzt mit 30 bis 40 Jahren nach und nach seine Beanspruchungsgrenze. Um einen sicheren und verlässlichen Betrieb zu gewährleisten, muss die SSB die älteren und stärker genutzten Teile ihres Stadtbahnnetzes grunderneuern. Denn die Fahrgastzahlen steigen, und mit dem stetig ausgebauten Angebot steigt auch die Nutzung des Netzes an. 2010 hat die SSB mit der Grunderneuerung erster Streckenteile entlang der ältesten Stadtbahnlinien U1 und U3 begonnen. In dem Maße, wie das Stuttgarter Stadtbahnnetz ausgebaut wurde, tritt jetzt und in den kommenden Jahren abhängig vom Nutzungsgrad der Grunderneuerungsbedarf massiv ein. Derzeit gibt es für die Grunderneuerung von Infrastruktur keine Fördermittel. Diese Förderung ist aktuell jedoch in der Diskussion und aus Sicht der SSB und der Stadt Stuttgart sehr wünschenswert.

Nahverkehrsplan, Nahverkehrsentwicklungsplan und Regionalverkehrsplan sehen einen weiteren Ausbau des ÖPNV in der Region Stuttgart vor. 2016 hat der SSB-Aufsichtsrat ein Ausbauprogramm als Grundlage für die weitere Ausbauplanung der SSB festgelegt. Aktuell baut die SSB als Folgebaumaßnahme zu Stuttgart 21 an den Stadtbahntunneln zwischen Hauptbahnhof und Staatsgalerie und an der Haltestelle Staatsgalerie. Die neue Haltestelle Staatsgalerie soll im September 2020 in Betrieb genommen werden. Die U6 zum Flughafen und zur Messe, ebenfalls eine aktuelle Baustelle, liegt im Zeitplan und wird 2021 fertig. Die Verlängerung der U5 zum Neuen Markt in Leinfelden-Echterdingen soll in den Jahren 2020 und 2021 erfolgen. Auf der Liste der SSB-Ausbauprojekte in den kommenden Jahren finden sich die Verlängerung der U19, die Verlängerung der S2, die Übereckverbindung Möhringen, die Verbindung an der Pflugmühle, der Ausbau der U1 mit 80-Meter-Bahnsteigen, die Stadtbahnstrecke nach Hausen und Ditzingen und der Bau eines vierten Stadtbahnbetriebshofes in Weilimdorf. Die Landeshauptstadt Stuttgart unterstützt den Betriebshofneubau der SSB mit 25 Millionen Euro.

Die Stadtbahnen der SSB sind 2019 durchschnittlich 21 Jahre alt. Die ältesten 40 Fahrzeuge stammen aus 1985. Durchschnittsalter und Durchschnittslaufleitung der Stuttgarter Fahrzeuge mit bis zu 130 000 Kilometern im Jahr liegen deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt. Die Generalsanierung von 76 Stadtbahnen der mittleren Generation ist bereits abgeschlossen. Die ersten generalsanierten Bahnen sind mittlerweile seit über zehn Jahren wieder im Einsatz und haben bis zu einer Million Kilometer zurückgelegt. Die Stadtbahnwerkstatt beendet die zusätzliche Teilsanierung von 18 Stadtbahnen der Generation DT 8.4 im Sommer des Jahres 2020. Eine Grunderneuerung ertüchtigt die Stadtbahnfahrzeuge für etwa 20 weitere Jahre. Mehr mit 80 Meter langen Zügen bediente Stadtbahnlinien, dichtere oder ausgedehnte Takte, Sonderverkehre, längere oder neue Linien erhöhen den Fahrzeugbedarf bei der SSB und auch die Laufleistung der einzelnen Fahrzeuge, was wiederum den Instandhaltungsbedarf beeinflusst. Die SSB wird im Jahr 2023 über 224 Stadtbahnfahrzeuge verfügen. Bis Jahresmitte 2023 erwartet ihre Schienenfahrzeugsparte die vollständige Lieferung von 20 bereits bestellten Stadtbahnfahrzeugen DT 8.15. Diese 20 Fahrzeuge bezuschusst die Landeshauptstadt Stuttgart mit jeweils rund zwei Millionen Euro etwa zur Hälfte. Die zusätzlich geschaffenen Abstellflächen im Betriebshof Möhringen und der geplante Betriebshof Weilimdorf nehmen die hinzugekommenen Stadtbahnfahrzeuge auf. Aktuell umfasst der Fuhrpark der SSB 204 Stadtbahnen. Die ebenfalls bereits bestellten neuen Zahnradbahnfahrzeuge werden in den Jahren 2021 und 2022 erwartet. Die Landeshauptstadt Stuttgart bezuschusst diese Fahrzeuge mit jeweils 2,5 Millionen Euro, und das Land fördert im Rahmen eines Sonderprogramms mit jeweils einer Million Euro. Mit der Novelle des Landes-GVFG (Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz) wird die reguläre Schienenfahrzeugförderung wiedereingeführt. Ab 2020 werden neu zu beschaffende Fahrzeuge voraussichtlich zu 30 Prozent durch das Land Baden-Württemberg gefördert.