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Stadtbahn wird "St. Helens" getauft

Stuttgarter Stadtbahnwagen wird „St. Helens“ getauft. Nach 70 Jahren der Freundschaft fährt das Wappen der englischen Partnerstadt fortan durch Stuttgart.

 

Die Städtepartnerschaft mit dem englischen St. Helens war die erste derartige interkommunale Freundschaft Stuttgarts und zählt sogar zu den ersten zehn Städtepartnerschaften weltweit – jetzt wurde sie als letzte von dreien in diesem Jahr auf besondere Art geehrt: durch die Taufe eines Stadtbahnwagens der Stuttgarter Straßenbahnen mit dem Namen und dem Wappen von St. Helens. Zuvor war 2018 bereits Lodz in Polen anlässlich von 30-jähriger Städtepartnerschaft und Mumbai (50 Jahre) diese Ehre zuteil geworden.

 

Councillor Patricia Ireland, die Bürgermeisterin von St. Helens, die Stuttgarter Bürgermeisterin Isabel Fezer und der Technische Vorstand und Vorstandssprecher der Stuttgarter Straßenbahnen Wolfgang Arnold nahmen die jüngste Taufe auf dem Betriebsgelände der SSB in Möhringen vor. Die englische Delegation hatte das Wasser für die Taufe selbst mitgebraucht: abgeschöpft aus dem Sankey Canal, einem alten Industriekanal. Ireland erinnerte in ihrer kurzen Ansprache an die lange Geschichte, die St. Helens mit der Eisenbahn verbindet. Fezer und Arnold betonten, dass die Namensgebung ein „Symbol der tiefen Freundschaft zwischen den beiden Städten“ sei. Anlass der Stadtbahntaufe ist das immerhin 70-jährige Bestehen dieser Städtepartnerschaft. Die Bürgermeisterin aus St Helens nimmt am Abend noch an den offiziellen Feierlichkeiten anlässlich des Jubiläums im Rathaus teil.

 

Bereits im Jahr 1948 wurde die Partnerschaft besiegelt. Sie war ein Novum für Stuttgart und noch etwas ganz Besonderes in der jungen Bundesrepublik. Die baden-württembergische Landeshauptstadt hatte sich noch nicht von den Zerstörungen durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg erholt, da kam schon Besuch aus Großbritannien. Über private Kontakte hatte Stuttgarts Oberbürgermeister Arnulf Klett seine Fühler Richtung St. Helens ausgestreckt – einem Industriezentrum wie Stuttgart, mit ähnlichen gewerblichen Interessen und von der Einwohner- und Wohnfläche her betrachtet ungefähr gleich groß. Walther Marshall, Oberbürgermeister von St. Helens, zögerte nicht lange und machte sich nach Stuttgart auf. Dort zeigte er sich betroffen vom Zustand der kriegszerstörten Stadt. Sein Mitgefühl war greifbar: Er bot Lieferungen von Fensterglas aus seiner Stadt, dem Zentrum der englischen Glasmanufakturen, an.

 

Die Freundschaft, die damit zwischen den beiden Städten besiegelt wurde, hält bis heute an und manifestiert sich in Austauschprogrammen, Jugendfreizeiten und insbesondere den Schulpartnerschaften. Stuttgarts Oberbürgermeister Arnulf Klett und Marshall leisteten mit der Städtepartnerschaft Pionierarbeit für Frieden und Völkerverständigung. Durch die Taufe eines Stadtbahnwagens mit dem Namen und dem Wappen von St. Helens wird die Bedeutung der Beziehung noch mal unterstrichen.

 

Dieses Jahr standen gleich drei runde Städtepartnerschafts-Jubiläen an – St. Helens (70 Jahre), Mumbai (50 Jahre) und Lodz (30 Jahre) – das macht 2018 zum Jahr der Partnerstädte. Mehr über die Städtepartnerschaften und die Aktionen im Jubiläumsjahr unter: www.stuttgart.de/staedtepartnerschaftsjahr2018 und zur Partnerschaft mit St. Helens in der Jubiläumsbroschüre: https://www.stuttgart.de/img/mdb/publ/31377/136081.pdf.

 

Zu St. Helens: Die Stadt im Nordwesten Englands ist die größte Kommune und der Mittelpunkt des Metropolitan Borough of St. Helens im Nordwesten Englands. In diesem Borough zwischen Liverpool und Manchester leben rund 200.000 Menschen, St. Helens hat knapp 180.000 Einwohner. Ab dem 18. Jahrhundert prosperierte St. Helens dank des Kohleabbaus und wuchs bis 1860 rasant auf 50.000 Einwohner an. Ab 1826 wurde in St. Helens Glas produziert, Mitte des 20. Jahrhunderts lebten in St. Helens 30.000 Arbeiter von dieser Industrie, dazu kamen 20.000 Minenarbeiter. Die Pilkington Group, einer der größten Glasproduzenten der Welt, hat immer noch ihren Stammsitz in St. Helens und das Glasmuseum „World of Glass“ ist weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. 

 

Schon seit Eröffnung des Stadtbahnnetzes in Stuttgart 1986 wird seitens der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) der Brauch der Taufe von Stadtbahnwagen gepflegt. Bereits zuvor hatten die Wagen der Stuttgarter Zahnradbahn Namen und Wappen bekommen. Heute tragen über dreißig der gelben Züge aus dem Bestand der SSB die Namen von Stadtbezirken und Stadtteilen aus Stuttgart, von Partnerstädten der Landeshauptstadt und von Nachbarstädten, die an die Stadtbahn Stuttgart angeschlossen sind. Erstmals 2015 wurde einem der gelben Stadtbahnzüge der SSB die Ehre zuteil, nach einer der internationalen Partnerstädte benannt zu werden: Damit ist St. Helens nach Łodz, Samara, Cardiff und Mumbai die fünfte Stuttgarter Partnerstadt, nach der ein Stuttgarter Stadtbahnwagen benannt ist.

 

Die Reihe der Stadtbahntaufen begann mit der Stadt Cardiff (seit 1955, Großbritannien). Im Jahr 2017 folgte die russische Stadt Samara (seit 1992), 2018 erst die Stadt Lodz in Polen (seit 1988) und dann Mumbai in Indien (seit 1948) und jetzt St. Helens. Insgesamt pflegt Stuttgart Partnerschaften zu zehn Städten.