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Buchreihe ‚Lebens-Bahnen‘: Die Persönlichkeiten hinter der Firma

Band 2 der Buchreihe der SSB –
Sein Untertitel: „Zwischen Kommerz und Kommunalisierung“

Fahrzeuge, Linien, Technik – das sind grundsätzliche Themen, wenn es um die Literatur über Straßenbahnen geht. Doch Menschen, Persönlichkeiten müssen das oder die Straßenbahnunternehmen leiten. Um diese Gründer, Direktoren oder Vorstände und ihr Wirken beim Nahverkehr in Stuttgart geht es in der Buchreihe, welche die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) 2018 begonnen hat – unter dem sprechenden Namen Lebens-Bahnen. Jetzt liegt der zweite Band vor. Er behandelt die Führungskräfte der Zeit um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Zwischen Kommerz und Kommunalisierung lautet der Untertitel dieser Ausgabe. Denn am Ende jener Epoche stand die vom trägen gewinnorientierten Privatunternehmen zum flexiblen städtischen Dienstleister gewandelte SSB.

Auch dieses Buch stellt vier Personen vor, die Stuttgarts öffentliches Verkehrsmittel in den Dezennien vor und nach 1900 vor oder hinter den Kulissen prägten:

Ernst Lipken, der ostdeutsche Ingenieur, ein klassischer Patriarch, kam, sah und gründete: Er katapultierte die archaische Rössertram am Nesenbach in die Moderne - mit elektrischem Antrieb und der flexiblen Meterspur. Er sorgte für die eigentliche Verbreitung dieses Verkehrsmittels in der Landeshauptstadt. Und die neue Firma bekam alsbald einen zeitgemäßen Namen: Stuttgarter Straßenbahnen AG.

Ein Selfmademan aus dem Bilderbuch war Heinrich Mayer, der Strompionier der Region Stuttgart. Dieser Mann sprühte vor Unternehmergeist, er „brannte“ für das Medium Stadtgas, und er „elektrisierte“ buchstäblich seine Umgebung: als Gründer der späteren Neckarwerke. Den technischen Revolutionär überholte – unternehmerisch und geistig - die Revolution: Sein Schicksal endete menschlich tragisch.

Im Prinzip 50 Jahre lang Chef der SSB: Diese Rolle spielte - vom strengen Direktor bis zum geliebten Senior – Paul Loercher, Bautechniker aus dem Schwarzwald. Er gestaltete den Ausbau zum „Straßenbahnimperium“ von Gerlingen über Stuttgart bis nach Esslingen und weit auf die Filder, er ebnete widerstrebend dem Aufschwung des Omnibusbetriebs den Weg, er opferte sein eigenes Haus für die (erste) Rettung von Stuttgarts Zahnradbahn, er erlebte König, Nazis und Demokratie.

Valerian Ott, der kaufmännische Chef der SSB, sorgte dafür, dass die SSB – ein über Jahrzehnte meist solide Verzinsung erbringendes Unternehmen – ihre Aufgaben in aufstrebender wie enorm schwieriger Phase solide erfüllen konnte. Zwischen Streik, Krieg und Inflation, zwischen Mangel an Kohle und Personal hielt er die Räder am laufen – doch die Folgen der Krise trafen Ott beruflich und persönlich.

Hintergrund

Seit über 150 Jahren gibt es öffentliche Verkehrsmittel in Stuttgart: 1868 nahm die Pferdebahn in der Landeshauptstadt ihren Betrieb auf. 1886 streckte die zweite Pferdebahngesellschaft ihre Schienen aus. 1889/90 vereinigten sich beide Betriebe, seither gilt die Firmierung Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB). Doch erst 50 Jahre nach der ersten Firmengründung, 1918, wurde das Verkehrsunternehmen zur kommunalen, städtischen Einrichtung.

Es brauchte und braucht energische Gründer und beharrliche Vorstände, um Aufbau und Bestand, Wandel und Konstanten voranzubringen und zu erhalten, um die Doppelrolle zwischen betriebswirtschaftlichem Zwang und öffentlichem Anspruch zu erfüllen. Es spricht für diese Aufgabenstellung, dass für viele dieser Persönlichkeiten die Tätigkeit bei der SSB, für Stuttgarts kommunalen Nahverkehr, gleichzeitig auch zu einer weitgehenden Lebensaufgabe geworden ist oder immer noch wird.

Lebens-Bahnen heißt deshalb die Buchreihe der SSB. Denn über das Unternehmen SSB ist vieles bekannt, wenig jedoch bisher über seine Persönlichkeiten. Ihre Herkunft, ihr Werdegang, ihre Fähigkeiten und ihre Erfahrungen sind es wert, vorgestellt zu werden.

Noch erhältlich: Band 1

Der erste Band widmet sich dem Zeitraum von 1868 bis um 1900. Damals war die Erschließung des Stuttgarter Zentrums mit dem neuen Verkehrsmittel Straßenbahn die Pioniertat. ‚Schienen durch die Stadt‘ lautet deshalb der Untertitel von Band 1. Vorgestellt werden darin Georg Schöttle, der umtriebige Gründer der ersten Stuttgarter Pferdebahn, dann die ersten vier „Geschäftsführer“ dieses Unternehmens, schließlich Emil Kessler junior, Chef des größten Fahrzeugherstellers in Württemberg.

Die Autorin

Die Verfasserin der neuen Buchreihe, Claudia Lorenz, wandelt schon länger auf den Spuren, die anderthalb Jahrhunderte Nahverkehr in Stuttgart hinterlassen haben: Bereits seit Frühjahr 2018 bietet sie Publikumsführungen zu ehemaligen Linienverläufen und Örtlichkeiten der SSB in Stuttgart an. Darüber hat sie das kleine Buch „Sechs historische SSB-Spaziergänge“ verfasst. Lorenz, gelernte Ingenieurin der Agrarwirtschaft, ist im kulturellen Sektor vielseitig tätig, vom Kulturmanagement über Vorträge bis zu literarischen Arbeiten. Mit der Entstehungsgeschichte der Stuttgarter Pferdebahn ist sie längst bis zum letzten Schienennagel so vertraut, dass sie als Fachfrau – und als einzige lebende Person, die sich genau genug auskennt – heute den Bau einer solchen Bahn wohl selbst anleiten könnte. …

 Claudia Lorenz: Lebens-Bahnen.
Persönlichkeiten aus Stuttgarts Nahverkehr.
Band 2: 1890 – 1925 | Zwischen Kommerz und Kommunalisierung.
Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB), Stuttgart 2019.
192 Seiten broschiert, Format 27 x 19 cm. Zirka 120 Abbildungen. ISBN 978-3-9819803-1-8 | Bitte beachten Sie, dass dies die gültige ISBN ist – die im Buch wiedergegebene Nummer ist von den Endziffern her nicht gültig.  Preis 15,80 Euro. Erhältlich: Straßenbahnmuseum Stuttgart oder Buchhandel. Versand über www.ssb-ag.de/Shop
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Weiterhin erhältlich:

Claudia Lorenz: Lebens-Bahnen.
Persönlichkeiten aus Stuttgarts Nahverkehr.
Band 1: Schienen durch die Stadt.
Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB), Stuttgart 2018.
120 Seiten broschiert, Format 27 x 19 cm. Ca. 75 Abbildungen. ISBN 978-3-9811082-7-9
Preis 15,80 Euro.